Große Fortschritte in der Veterinärmedizin in den Bereichen Immunologie und Dermatologie haben in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass Autoimmunerkrankungen (AIE) erkannt und behandelt werden können.
Heute kennen wir verschiedene unterschiedliche Krankheiten, wie Pemphigus, Lupus erythematodes (diskoider und systemischer L).
Im Verlaufe von AIE erkennt der Körper Bestandteile seiner eigenen Haut (und anderer Gewebe) als Fremdmaterial. Aufgrund seiner eigenen Immunantwort wird die Haut bekämpft und geschädigt. Man könnte sagen, das Tier versucht, seine eigene Haut abzustoßen, so, wie er eine bakterielle oder virale Infektion bekämpfen würde. Warum erkennt der Körper die eigenen Bausteine als Fremdkörper? Diese Frage lässt sich bisher noch nicht mit Gewissheit beantworten. Viele Erklärungsversuche sind bisher angestellt worden und reichen von genetischen Ursachen, Virusinfektionen zu Medikamentenreaktionen. Bei Hunden besteht ein starker Hinweis auf eine genetische Veranlagung, da AIE besonders häufig bei bestimmten Rassen angetroffen werden, wie Akitas, Collies, Shelties, Chow Chows und beim Dobernman.
AIE treten bei männlichen, sowie weiblichen Tieren, bei Hunden und bei Katzen auf. Das Alter bei Beginn der Erkrankung ist unterschiedlich. Die Erkrankungen traten bei Tieren < 1 Jahr auf, wie bei Tieren, die älter als 10 Jahre waren. Die meisten Fälle ereignen sich jedoch im Erwachsenenalter. Die Hautläsionen können unterschiedlich sein, je nach dem, welche Hautstrukturen angegriffen werden. Am häufigsten finden sich Läsionen auf der Nase, um die Augen und auf den Ohrmuscheln. Oft sind auch die Pfotenballen betroffen.
Auch andere Körperregionen können betroffen sein, wobei die oben genannten am häufigsten und meist am schwersten betroffen sind. Juckreiz kann bei einigen Tieren ausgeprägt sein, bei anderen fehlt er oft vollständig. Andere, häufig auftretende Krankheitszeichen sind Abgeschlagenheit, Lethargie, Appetitlosigkeit, Lahmheiten und vergrößerte Lymphknoten. Diese klinischen Zeichen treten vor allem während Rückfällen auf.
Einige der Erkrankungen haben einen harmlosen Verlauf, andere jedoch führen zu gravierenden Hautschäden und – unbehandelt zum Tode.
Die definitive Diagnose von AIE sollte VOR Beginn der Behandlung gesichert und gestellt werden, da viele andere Hauterkrankungen, die durchaus häufiger auftreten, ähnlich erscheinen können. Darüber hinaus können die Medikamente, die bei AIE zum Einsatz kommen schwere Nebenwirkungen haben und bei gesunden Hunden Schäden anrichten und bestehende Hauterkrankungen sogar verschlechtern. Daher ist eine korrekte Diagnose absolut unumgänglich, damit die korrekte und geeignete Behandlung begonnen werden kann.
Um eine Autoimmunerkrankung zu diagnostizieren, bedarf es einiger Tests. Oft ist eine genaue Diagnose nur histopathologisch zu erzielen. Hierfür werden unter Narkose kleine Hautstückchen entnommen (=> Biopsie) und von einem Hautpathologen untersucht. In einigen Fällen sind weitere Untersuchungen wie Immunhistochemie erforderlich. Leider kann die Diagnose nicht von jeder Probe gestellt werden und in einigen Fällen sind mehrere Biopsieentnahmen über eine gewisse Zeitspanne nötig.
Ist die Diagnose gestellt, gibt es verschiedene Behandlungsmethoden, die alle gemeinsam haben, dass die abnormale Immunreaktion unterdrückt wird. Diese Medikamente heißen daher Immunsuppressiva.
Diese Medikamente habe sowohl die gewünschten Wirkungen, aber auch einige Nebenwirkung im Falle längerer Anwendung. Daher ist ein Basisgesundheitscheck (Blutuntersuchung) vor Beginn der Behandlung, sowie in regelmäßigen Abständen angeraten.
In den meisten Fällen lässt sich eine Autoimmunerkrankung bei unseren Haustieren soweit kontrollieren, dass die Haut annähernd normal erscheint oder lediglich geringe Krankheitszeichen aufweist und es nur selten zum Wiederaufleben der Krankheit kommt. Meistens ist eine lebenslange Behandlung erforderlich.
Leider gibt es einige Fälle, die auf keine der heute existierenden Therapien ansprechen und es ist bis heute nicht möglich, vorher zu bestimmen, ob ein Tier auf die Behandlung anspricht, oder nicht. Es kann sogar erforderlich sein, mehrere Behandlungen auszuprobieren oder auch zu kombinieren, bevor definitiv festgestellt werden kann, ob die Erkrankung bei Ihrem Tier kontrollierbar ist.